Russland kam sehr früh mit dem Christentum in Berührung. Der heilige Apostel Andreas, ein Bruder des heiligen Apostels Petrus, gelangte über das Schwarze Meer bis nach Kiew, um das Evangelium Christi zu predigen. Sein Weg führte nach Schilderungen alter Chroniken weiter in das Baltikum und nach Byzanz. Das im alten Russland heilige Andreaskreuz findet sich bis heute auch auf anderen europäischen Flaggen und erinnert an diese apostolische Reise.

Im Jahr 988 ließ sich der russische Fürst Wladimir taufen und erklärte das Christentum zur Staatsreligion Russlands. Damit begann die Christianisierung der Rus’ und die Herausbildung der Orthodoxen Kirche. Die Russische Orthodoxe Kirche bekennt den Glauben mit den Worten des Nizäano – Konstantinopolitanischen Credo, das auch in der Westchristenheit an hohen Festen bekannt wird und dessen Wortlaut auch außerhalb der Kirchen etwa durch die h-moll – Messe Johann Sebastian Bachs allgemein bekannt ist. Durch ihr intensives liturgisch–sakramentales Leben sind die orthodoxen Gläubigen in einer innigen Weise durch Christus mit Gott und seinen Heiligen verbunden. Die Ikonen der Orthodoxen Kirche sind die “Fenster” in Gottes Welt und in ihrer wahrnehmbaren materiellen Schönheit Künder der Menschwerdung Gottes des Schöpfers, alles Sichtbaren und Unsichtbare. Die Ikone ist Ausdruck und Mittel für Gläubigkeit. Die gottesdienstliche Verehrung vor der Ikone gilt nicht dem Abbild, der Ikone, sondern dem Urbild, dem Archetyp, also dem unsichtbaren Gott selber. Diese Verehrung Gottes findet auch musikalisch ihren Ausdruck im gottesdiestlichen Gesang des Priesters und der Gemeinde, der durch den Chor angeführt wird. Aus der Verehrung des wahren Menschen und wahren Gottes Jesus Christus fließt ein hohes Maß an Toleranz für das Menschliche, welches die Orthodoxe Kirche kennzeichnet und für ökumenische Gemeinsamkeit öffnet.

Die über eintausend Jahre währende Geschichte des Christentums in Russland weist glanzvolle Höhn, aber auch dunkelste Tiefen auf. Ihre schwerste Zeit begann mit der bolschewistischen Revolution in Russland (1917) vor nur wenigen Jahrzehnten: Ungezählte Gläubige und Priester wurden Opfer der größten Christenverfolgung im der Geschichte der Menschheit. Sie wurden verhaftet, gefoltert und 10 Hekatomben ermordet. Zehntausende Kirchen und Klöster wurden zerstört oder missbraucht. Unsäglichste Sakrilege wurden begangen, um das Christentum lächerlich zu machen und auszulöschen.

Heute gibt es in Russland wieder über 20.000 orthodoxe Gemeinden mit etwa 80 Millionen Gemeindegliedern. Die Kirche in Russland ist in 130 Diözesen gegliedert und verfügt über 450 Klöster, drei theologische Akademien und 46 geistliche Lehranstalten. Außerdem hat die Russische Orthodoxe Kirche außerhalb Russlands weltweit weitere Diözesen, Klöster und Gemeinden.